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So lernt dein Kind den klugen Umgang mit Geld

Finanzen als Schulfach? Ja bitte! Aber…

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Von Marcella

geschrieben mit Herz und Verstand, weil Kinder Finanzwissen brauchen.

Klar, muss mehr über Geld gesprochen werden. Auch über Steuern, Versicherungen und Rechte und Pflichten, die aus Verträgen hervorgehen, sollte ein Schulabgänger Bescheid wissen. Aber selbst wenn eine Fee den Zauberstab rausholt und „Abrakadabra“ Finanzen als Schulfach in die Lehrpläne zaubert, reicht das meiner Meinung nach nicht. 

Über Geld und persönliche Finanzplanung muss auch in der Familie gesprochen werden. Ein Schulfach Finanzen, das mit 2 Wochenstunden ein halbes Jahr lang unterrichtet wird reicht da nicht. Im besten Falle geht beides Hand in Hand. Zuhause wird die Basis gelegt. Kinder lernen von klein auf, wie Sparen, bewusster Konsum, Geld verdienen und Investieren funktioniert, warum es sich lohnt sorgsam und planvoll mit dem eigenen Geld umzugehen. 

Die Schule vermittelt theoretisches Hintergrundwissen, geht tiefer in gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge rein und zeigt die Bandbreite der Möglichkeiten beim Thema Investieren auf und ermutigt Kinder zu mehr Unternehmertum. 

Bevor ich dir noch mehr von der Pointe wegnehme: Im Artikel „Finanzen als Schulfach“ beleuchte ich die Vor- und Nachteile die ein Schulfach Finanzen hätte, liste mögliche Inhalte auf und träume von projektbasiertem Unterricht der Schülerinnen und Schüler vom Hocker reißt und aus ihnen souveräne Mitmenschen macht, die ihre Finanzen im Griff haben.

Finanzen als Schulfach. Davon profitieren Grundschüler und Jugendliche

Finanzen als Schulfach: Ein Tweet sorgt für Furore

Hast du schon Naina und ihrem viralen Tweet gehört? Im Januar 2015 twitterte die Schülerin aus Köln folgende Zeilen:

Dieser Tweet sorgte für Furore und hat damals eine Diskussion über Unterrichtsinhalte angestoßen.  Auf der einen Seite gab es Meinungen, die endlich mehr Lebenswirklichkeit im Unterricht forderten. Auf der anderen Seiten standen die Verfechter von Schule als Ort der Charakterbildung, wo es dazugehöre „auch Unsinniges zu lernen“. Von den Realisten, welche die ganze Diskussion mit einem Schulterzucken und dem Satz „Wie soll das denn noch in den Lehrplan passen“ begleiteten, mal abgesehen. Es meldeten sich die damalige Bundesministern zu Wort: 

Aber auch die Reaktionen in den Kommentaren bei Twitter und in Presseportalen, wie spiegel-online.de oder zeit.de waren gemischt. Es gab viel Zustimmung und der Ruf nach einen Schulfach Finanzen wurde laut. Die Chance Jugendliche „auf das Leben“ vorzubereiten solle man nutzen. Auf der anderen Seite gab es  auch Reaktionen, die mit Kommentaren wie „Besser als andersherum“ und „Hast du keine Eltern?“ die Gegenmeinung vertraten. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, sah die Eltern in der Pflicht.

Finanzen als Schulfach. Gibt es doch! Ja, funktioniert aber nicht.

Theoretisch steht das Fach Finanzen inhaltlich in allen Bundesländern auf dem Lehrplan. Mal heißt es SoWi oder Wirtschaft, Recht oder Sozialkunde. An Wirtschaftsgymnasien werden Fächer wie Betriebswirtschaftslehre und Rechnungswesen unterrichtet. In Baden-Württemberg gibt es seit 2017 das Pflichtfach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung. Und trotzdem sagen laut einer Umfrage, die im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Banken gemacht wurde, dass 68 Prozent der Jugendlichen denken, dass ihnen „nicht so viel“ bis „so gut wie nichts“ über Wirtschaft und Finanzen in der Schule beigebracht worden ist. 

3 Gründe, warum GeldBildung in der Schule bisher nicht funktioniert: 

 

Es ist ein optionales Fach

Die Lehrinhalte werden hauptsächlich in der Oberstufe unterrichtet. In vielen Bundesländern, wie z. B. Hessen oder Schleswig Holstein stehen Finanzen als Schulfach nur als Wahlfach auf dem Lehrplan.

Die Inhalte werden zu theoretisch vermittelt

Finanz-Phänomene wie „Inflation und Zinseszins“ sind in volkswirtschaftliche Zusammenhänge eingebettet. Es entsteht so ganz leicht der Eindruck. Finanzen seien theoretisch, hätten unmittelbar mit dem eigenen Leben nichts zu tun und lägen, weil von so vielen externen Faktoren beeinflusst, außerhalb des eigenen Einflusses.

Der Spagat ist schwer

Die generelle Haltung der Deutschen gegenüber Aktien ist eher ablehnend. Es gibt noch viele Sparbuchfans (auch unter Politikern), die ihr Geld am liebsten auf dem Girokonto liegen haben.

Auf der anderen Seite gibt es Wirtschaftslibertäre, die im Unternehmertum und den Kryptowährungen ihr Glück finden. Dazwischen gibt es Immobilienliebhaber, die fest daran glauben, dass „Betongold“ das einzig Wahre ist und Normalos, die ihre Finanzen am liebsten von Bank- und Versicherungsberatern regeln lassen.

Merkst du was? Es gibt beim Thema Finanzen ganz unterschiedliche Positionen. Wie ordnet Schule sich da ein? Im besten Falle natürlich neutral, stellt alle Möglichkeiten vor und benennt Risiken und Chancen gleichermaßen. Da aber beim Thema Finanzen auch immer eine Diskussion um Werte und Einstellungen mitschwingt, tut sich die Politik da insgesamt schwer.

Finanzen als Schulfach: So könnte es gelingen

Finanzen sind ein persönliches Thema und Finanzen als Schulfach ist in ganz unterschiedlichen Dimensionen machbar und wünschenswert. In ebenso vielen Varianten auch nicht – aber das ist ein anderes Thema. Wenn mich die Kultusministerin fragen würde; ich würde ihr Folgendes vorschlagen.

Bloß nicht: absolute Don’ts

  • die Inhalte zu theoretisch vermitteln
  • Finanzen als Schulfach sollte kein „Gesinnungsfach“ sein. Alle Lerninhalte gerade beim Thema Investieren sollten gleichberechtigt und möglichst neutral vermittelt werden. Über Risiken und Chancen der jeweiligen Assetklassen gleichermaßen gesprochen werden.
  • vergessen, die Lehrkräfte auszubilden.
  • das Schulfach Finanzen nicht in einem Halbjahr mit 1 Wochenstunde abhaken

Ja bitte: absolute Do’s

  • die Inhalte lebensnah und emotional vermitteln
  • Finanzen als Schulfach in anderen Fächern mitdenken, z. B. in Mathe oder Sozialkunde
  • die volle Power von modernen Medien nutzen

Themen für den Finanz-Lehrplan

  • Budgetieren
  • Investieren
  • Versicherungen
  • Verträge
  • bewusster Konsum,
  • Steuern und Steuererklärung
  • Nachhaltigkeit
  • digitales Geld
  • Kontenmodelle
  • Geld verdienen
  • Unternehmertum
  • Rendite und Risiko
  • Cyberkriminalität, Phishing und Kreditkartenbetrug

Mein Vorschlag, wie Finanzen als Schulfach gelingen könnte

Ich habe da eine Idee. Stell dir mal vor, zu Beginn des Schuljahres werden den Schülerinnen und Schülern 4 Freunde vorgestellt. Sie heißen Mia, Paul, Anastasia und Matteo. Sie haben alle unterschiedliche Bedürfnisse, Berufswünsche, unterschiedliche finanzielle Ressourcen, wissen über Finanzen unterschiedlich gut Bescheid und ticken auch beim Thema Risiko und Sicherheit ganz unterschiedlich.

Diese Freunde begleiten die Schülerinnen und Schüler durch das ganze Schuljahr. In Mathe wird mithilfe von Zins- und Zinseszins ausgerechnet, wie sich die Ersparnisse der 4 Jugendlichen entwickeln. Beim Planspiel Börse investieren wird im Namen von Mia, Paul, Anastasia und Matteo anhand ihrer persönlichen Risiko-Profile investiert. Mal in Aktien, Fonds oder Immobilien. Es werden Versicherungen abgeschlossen und Mietverträge unterschrieben, Autos oder Computer gekauft oder über die Altersvorsorge und Steuererklärung nachgedacht.

Indem die Schülerinnen und Schüler stellvertretend für die 4 Jugendlichen Entscheidungen treffen, lernen sie den Umgang mit Geld, machen Fehler und lernen die Konsequenzen abzuschätzen. Sie können verschiedene Szenarien testen ohne im echten Leben darunter zu leiden.

Finanzielle Bildung so zu vermitteln finde ich persönlich und lebensnah, aber nicht zu sehr. Denn die eigene finanzielle Situation wird im Unterricht nicht angesprochen.

GeldBildung in der Familie: Ohne geht es nicht

Stell dir mal den besten aller Fälle vor. Dann gäbe es ein Schulfach Finanzen und deinem Kind würden die Grundlagen von Sparen und Investieren lernen, wusste über Verträge, Steuern und Versicherungen Bescheid.

Alle Inhalte wären lebensnah und die Lehrerinnen und Lehrern hoch motiviert und von der Materie selbst begeistert und würden über tiefgehendes Fachwissen verfügen.

Selbst dann gäbe es ein Manko, dass nur du als Elternteil wettmachen kannst. Das ist der Faktor Zeit. Denn seien wir mal ehrlich. Mehr als 1-2 Wochenstunden für Finanzen als Schulfach wird es nicht geben. Mehr haben wichtige Fächer wie Informatik und die Naturwissenschaften ja auch nicht. Im besten Fall stehen Finanzen als Schulfach mehrfach auf dem Lehrplan. In der Grundschule, in der Sek I und dann in der Oberstufe.

Aber auch das ist zu wenig, um die Themen rund ums Geld deinem Kind ins Gehirn zu brennen. Von Gewohnheiten und der generellen Einstellung zu Geld mal abgesehen.

Da bist du als Elternteil in der Pflicht. Du hast als Mama oder Papa die Chance, deinem Kind eine positive Einstellung zu Geld zu vermitteln, die sich an deinen Werten orientiert. Du kannst individuell auf dein Kind eingehen und mithilfe von alltäglichem Umgang mit deinem Geld, deinem Kind die Grundlagen von Sparen, bewusstem Konsum, Investieren und Geld verdienen vermitteln.

Denn GeldBildung ist ein Marathon und kein Sprint. Fundiertes Wissen rund um die eigenen Finanzen baut sich über Jahre auf. Durch Wiederholungen und an lebensechten Beispielen lernt dein Kind die verschiedenen Facetten kennen und bildet so gute Gewohnheiten rund ums Geld und ein positives Money-Mindset aus.

Finanzen in der Schule: Initiativen, die du kennen musst

Ob und wie persönliche Finanzen als Schulfach in bisherige Lehrpläne zu integrieren sind, wird in regelmäßigen Zyklen diskutiert. Unabhängig von der gesellschaftlichen Diskussion, die Finanzen als Schulfach in die Zukunft verlagern,  gibt es gegenwärtig schon tolle Initiativen, die sich um die finanzielle Bildung von Kindern kümmern. Jetzt, heute und hier. Drei davon stelle ich dir vor.

  • Manomoneta ist toll. Bunte Zeichentrick-Figuren machen Grundschulkinder mit der Welt des Geldes vertraut. Es geht um Konsum, ums Wohnen, Finanzen und Versicherungen. Es gibt Unterrichtsmaterial für Lehrer- und Lehrerinnen für die Klasse 3 bis 6 in einer liebevoll gestalteten Box, die sich auch Eltern nach Hause bestellen können. Ich habe die Box bestellt und bin begeistert von der Fülle des Materials, das es – auf den ersten Blick – schafft komplexe Finanzthemen für Kinder aufzubereiten. Ein ausführlicher Testbericht folgt.

  • Schulgold: Mit Workshops und Projekttagen gehen die Goldfrau Babett Mahnert und Carolin Decker als Geldchecker an Schulen, um Kinder zu Geldcheckern zu machen. Bald gibt es sogar ein Finanzfestival für Kinder in Berlin.

  • Interaktive Angebote der Bundesbank: Auch wenn man das Engagement der Bundesbank nicht unbedingt als Initiative interpretieren kann, findest du auf der Website der Bundesbank viel Materialien, um die ökonomische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu gestalten. Sie bieten sogar Fortbildungen für Lehrer und Lehrerinnen an. Es gibt Unterrichtsmaterialien für die Grundschule, Mittelstufe und Oberstufe und auch Material für Eltern, das du dir bequem nach Hause bestellen kannst. . Nicht nur spannend für Kinder, sondern auch für dich als Mama oder Papa.

2 Kommentare zu „Finanzen als Schulfach? Ja bitte! Aber…“

  1. Pingback: Blogparade: Das habe ich von meinen Eltern über Geld gelernt

  2. Ein wirklich inspirierender und wichtiger Beitrag! Das Thema „Finanzen als Schulfach“ ist ein Aspekt der Bildung, der oft vernachlässigt wird, dabei hat er eine so große Bedeutung für die Zukunft unserer Kinder. Besonders gefällt mir, dass du betonst, dass finanzielle Bildung in jungen Jahren nicht nur ein besseres Verständnis für den Umgang mit Geld schafft, sondern fördert auch Selbstständigkeit und Verantwortung fördert.

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