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Fearless Girl. Kunst, die mutig macht

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Von Marcella

geschrieben mit Herz und Verstand, weil Kinder Finanzwissen brauchen.

Kunst hat die Kraft, uns zu bewegen, zu inspirieren und gesellschaftliche Themen auf eine Weise zu beleuchten, die Worte allein oft nicht erreichen können. Als ich von von Sandras Blogparade zum Thema „Kunst von Frauen: Mein Lieblingskunstwerk“ erfuhr, war sofort klar. Das Fearless Girl an der New Yorker Börse ist mein Lieblingskunstwerk. Und das Beste: Es steht auf der Straße – und nicht im Museum.

Das „Fearless Girl“ an der New Yorker Börse

Wenn du dich für das Thema „Frauen und Finanzen“ interessierst, hast du es sicher schon mal gesehen. Geschaffen hat es die amerikanische Bildhauerin Kristen Visbal. Diese kleine Bronze-Statue, die seit 2017 ihren festen Platz im Financial District von Manhattan, New York City hat, ist 1,30m groß, hat einen Pferdeschwanz, trägt Sneaker und guckt dem bekannten Börsenbullen vor der New Yorker Börse direkt ins Gesicht. Und deshalb mag ich diese Skulptur auch so gerne.

Für viele ist sie ein Symbol für Mut, Zuversicht und den Kampf für Gleichberechtigung. Für mich braucht es gar nicht so viel an Interpretation. Das Fearless Girl ist für mich einfach ein Mädchen an der Börse, dass ein wunderbares Gegengewicht bildet zu dem großen Bullen, der selbst eine ikonischen Statue ist, die die Kraft, Macht und den unbändigen Optimismus der Finanzwelt symbolisiert.

Das Tolle an dem furchtlosen Mädchen ist, dass ich aus ihrem Gesicht Folgendes herauslesen kann:

Sie gekommen ist um zu bleiben. Sie will mitmischen und nicht nur dem Bullen den Platz auf dem Börsenparkett überlassen.

Tolle Botschaft, die ich jederzeit unterschreiben würde.

Die Entstehung einer mutigen Vision

„Fearless Girl“ wurde anlässlich des Internationalen Frauentages 2017 enthüllt, mit dem klaren Ziel, auf den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen aufmerksam zu machen. Die Idee für dieses Kunstwerk entstand in den Büros der Werbeagentur McCann in New York, beauftragt von State Street Global Advisors, einem der größten Vermögensverwalter der Welt. Der Zeitpunkt der Enthüllung war nicht zufällig gewählt – der Internationale Frauentag ist ein Tag, der weltweit gefeiert wird, um auf die Errungenschaften von Frauen hinzuweisen und gleichzeitig die noch bestehenden Ungleichheiten zu thematisieren.

Der emotionale Aufprall und der Erfolg über Nacht

Die Wirkung von „Fearless Girl“ auf andere Menschen war unmittelbar und tiefgreifend. Über Nacht wurde es zu einer Sensation, zu einem Symbol, das Menschen aus der ganzen Welt ansprach. Die Statue zog sofort Touristen und Einheimische gleichermaßen an, die von der selbstbewussten, fast trotzigen Haltung des Mädchens fasziniert waren. Es war, als ob dieses kleine Mädchen eine Stimme für all diejenigen erhob, die sich in einer Welt behaupten müssen, die oft von Ungleichheit und Vorurteilen geprägt ist.

Die Plakette zu Füßen des Mädchens, die mit den Worten „Know the power of women in leadership. SHE makes a difference.“ versehen war, verstärkte diese Botschaft noch. Der Bezug auf den Frauenanteil in Führungspositionen war klar, doch gleichzeitig schwang eine universelle Botschaft mit: Frauen machen einen Unterschied, und ihre Präsenz in Machtpositionen ist nicht nur wichtig, sondern auch notwendig.

Schon wieder eine Botschaft, von der ich möchte, dass sie jede Frau und auch schon jedes kleine Mädchen tief in sich verankert.

Kritik am Fearless Girl

Aber – und auch das ist wohl normal, gab es auch heftigen Gegenwind. Hier sind die größten Kritikpunkte:

Während einige – und ich auch – das Fearless Girl als Empowerment feiern, gibt es auch Stimmen, für die das Fearless Girl alles zusammenfasst „was am Feminismus heute nicht stimmt.“ Hauptkritikpunkt: Sobald sich Unternehmen Feminismus auf die Fahnen schrieben, sei dieser zum Untergang verdammt. „Es sei immer Verrat des Kampfes der Frauen für Gerechtigkeit. Für dich als Hintergrundinfo:

Die Idee kommt aus einer Werbeagentur. Die Finanzierung von der Wall Street.

Auch die schöne Botschaft in der Bodenplakette hat einen bitteren, kommerziellen Nebengeschmack. Moment, was steht da nochmal?

Know the power of women in leadership. SHE makes a difference.

Hört sich gut an, oder? Doch sobald man weiß, dass der Auftraggeber der Statue, die Fondsgesellschaft State Street Global Advisior (SSGA) einen ETF gebaut hat, der dem Börsenindex für Gender Diversity nachgebildet ist und das Tickersymbol SHE trägt, fühlt sich alles, wieder nach Marketingtrick an. Das sagt auch der Blogger Greg Fallis, für den dieser Fall wieder einmal zeigt, dass Kommerzialisierung wichtige Themen zu Produkten mache und ihre Botschaft so verwässere.

In die Reihen der Kritiker*innen reihen sich auch zwei „alte weiße Männer“.

Einmal der Künstler, der den Charging Bull geschaffen hatte. Arturo di Modica strebte eine Klage gegen die Stadt New York an. Er wäre gerne gefragt worden und behauptete nun, die Mädchen-Skulptur verletze seine Rechte, denn sie beleidige sein Werk. Das kleine Mädchen verändere die Bedeutung des Bullen. Von dem Symbol von Freiheit, Wohlstand und Frieden sei nichts mehr übrig. Der Bulle sei nun eine Bedrohnung.

Ich hätte mir von Künstler mehr Selbstbewusstsein gewünscht, dass sein Bulle nicht an Strahlkraft verliert, nur weil da plötzlich jemand anderes neben ihm auftaucht. Aber auch, dass ist wohl eine Erfahrung, die jede starke Frau macht.

Völlig unklar ist mir, warum sich Alex Gardega sich einmischt und sogar noch – echt unverschämt wie ich finde – einen pinkelnden Mops neben dem Mädchen aufstellt. Aus Pappmaché, ganz billig gemacht. Er sagt, er wolle damit ein Zeichen setzen, denn das Mädchen sei Konzern-Schwachsinn. Er sieht sich als Unterstützer von Arturo di Modica. Sein Hund solle das Mädchen abwerten, so wie sie den Bullen abwertet.

Das Fearless Girl bewegt – und bleibt.

Obwohl das „Fearless Girl“ ursprünglich nur für eine kurze Zeit an seinem ersten Standort aufgestellt werden sollte, führte die enorme Resonanz in der Öffentlichkeit dazu, dass es einen dauerhaften Platz vor der New Yorker Börse erhielt. Dort steht es nun und blickt mit derselben entschlossenen Haltung auf das Herz der Finanzwelt. Manche interpretieren die Statue immer noch als einen stillen, aber mächtigen Mahner für die Notwendigkeit von mehr Diversität und Inklusion.

Ich finde, es ist still geworden, um das Mädchen. Viel bewegt sich dort nicht mehr. Sicher werden auch viele achtlos vorüber gehen, aber das ist nicht schlimm. Denn die Fotos kursieren im Internet und ich hoffe, dass viele Mädchen sie finden, wenn Sie Stichworte wie Börse, Mädchen, Bullenmarkt bei Google eintippen. Dass ihnen das Bild vom unerschrockenen Börsen-Mädchen im Kopf bleibt und sie ermutigt, den Schritt aufs Börsenparkett zu wagen. Dass Sie ihren Batzen Geld aus dem Kinder-Depot beherzt in die eigenen Hände nehmen und investieren. Dein Kind hat noch kein eigenes Depot? Dann guck mal hier: Mein Artikel „Das perfekte Kinderdepot“. Viel Spaß beim Lesen



3 Kommentare zu „Fearless Girl. Kunst, die mutig macht“

  1. Liebe Marcella! Vielen Dank für diesen tollen Artikel und die Hintergrundinformationen. Als ich 2003 in New York war, habe ich den Bullen und das Mädchen gesehen. Und es stimmt, die Mädchenfigur berührt. Dein Beitrag hat mich auf Deine Seite gebracht und ich werde nun anfangen, mir Deine anderen Beiträge anschauen. Finanzwissen für Kinder ist so wichtig. Herzliche Grüße, Sandra

    1. Liebe Sandra,
      da bin ich jetzt ein wenig neidisch, denn ich hätte das Fearless Girl so gerne auch gesehen. Am besten in den Tagen, als die Diskussion so hochkochte. Aber „ich war noch niemals in New York“, auch wenn es definitiv auf meiner Reiseliste steht. Und bedanken muss ich mich bei dir. Ohne deinen Aufruf hätte ich nie diesen Artikel zum Thema Kunst veröffentlicht. Ich wäre einfach nicht auf die Idee gekommen, dem tollen Börsenmädchen einen ganzen Artikel zu widmen.

  2. Pingback: KW35/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

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